Blockflöte in Nepal
ein Projekt des Musikverlag Bornmann, Schönaich - Phase 2
zu Phase 3
im Herbst 2008, Kinder der tibetischen Mount-Kailash School spielen Blockflöte
Die Ausbildung auf der Blockflöte für interessierte Schülerinnen und Schüler der tibetischen Mount-Kailash-School in Hyangja bei Pokhara schienen Ende März 2008 gut zu starten: ihr Lehrer für Musik, Drama und Tanz, Samten Kalsang, ein ausgezeichneter Spieler auf der tibetischen „Basuri“ (Bambusquerflöte mit 6 Grifflöchern), hatte intensiven Unterricht auf der Blockflöte bekommen, war hoch motiviert und sollte bis zur nächsten Unterrichtsphase im Herbst 2008 das Erlernte an die Kinder weitergeben. Die große Ernüchterung kam jedoch ziemlich schnell: genau am 1. Mai teilte der Schulleiter der Mount-Kailash-School, Lobsang Phelgye, per email mit, Samten Kalsang sei an das Institut für Lehrerfortbildung nach Dharmshala in Indien berufen, er habe seine Schule bereits verlassen.
Aus den Vorgesprächen war dem Schulleiter durchaus bewusst, dass eine instrumentale Ausbildung der Kinder ohne eine Fachlehrkraft als Multiplikator nicht möglich sei. In den kurzen Unterrichtsphasen in Nepal kann wohl eine Musiklehrkraft als Profi sinnvoll unterrichtet werden, eine Ausbildung der Kinder jedoch ist in dieser kurzen Zeit unmöglich. Weniger wichtig als der Stillstand der Flötenausbildung während der Sommermonate war natürlich die Tatsache, dass ohne Musiklehrkraft das weitere Projekt scheitern würde. Daher betonte Schulleiter Lobsang Phelgye sogleich, ihm sei das Projekt wichtig und er werde sich sofort um eine neue Lehrkraft bemühen.
Doch die Zeichen standen gar nicht gut, denn wie groß war wohl die Chance, dass eine vom tibetischen Zentrum in Dharmshala in Indien doch abgelegene Schule eines tibetischen Flüchtlingscamps in Nepal eine neue Musiklehrkraft in absehbarer Zeit bekommen würde? In die Freude über den guten Start des Projekts mischte sich das Bedauern darüber, dass wohlmöglich alles schon nach kurzer Zeit vorbei sein könnte. So wurde der bereits reservierte Flug für die geplante 2. Phase im Herbst zwar nicht storniert, allerdings auch nicht durch Bezahlung gesichert. Doch dann kam überraschend im August die Nachricht, an der Mount-Kailash-School gäbe es einen neuen Lehrer für Musik, Drama und Tanz. Dieser und Schulleiter Lobsang Phelgye würden sich auf eine neue Unterrichtsphase im Herbst freuen.
Ende November 2008 fand dann also tatsächlich die zweite Phase des Blockflöten-Projekts für die Kinder des tibetischen Dorfes Hyangja bei Pokhara statt. Der neue Musiklehrer heißt Lodoe Wangchuck und ist ein Schüler des früheren Lehrers Samten Kalsang. Zum Glück ist auch er an der Blockflöte sehr interessiert und für das Projekt motiviert. Doch vor Ort folgte schon bald nach Beginn dieser Phase ein weiterer Rückschlag: Lodoe Wangchuck musste kurzfristig zu einem Lehrerkongress nach Dharmshala in Indien abreisen und war für den Rest der Woche nicht anwesend.
So stand Johannes Bornmann allein vor 24 (viel zu) motivierten und wissbegierigen Schülerinnen und Schülern der 5. Klasse. Zwischen 11 und 14 Jahren waren die Kinder, die sich teilweise im Sommer sogar ohne Lehrkraft auf der Flöte versucht haben. Einige Fachlehrer hatten für das Herbstprojekt ihre Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt, so dass nun eine Woche lang jeden Tag zwei Stunden Unterricht auf der Sopranblockflöte mit einer ganzen Klasse auf dem Programm stand. Natürlich ist der Unterricht mit 24 Kindern keine ideale Voraussetzung für ein intensives Arbeiten, aber wenn es anders nicht möglich ist, geht auch das. Dennoch war der Lärmpegel gerade durch die große Begeisterung für das Instrument oft recht hoch und ließ sich nur mit vielen im Laufe von langen Unterichtsjahren erlernten pädagogischen „Tricks“ bändigen. So wurden musikalische Spiele eingebaut, zwischendurch einmal ein Kanon gesungen oder auch ein erlerntes Lied auf der Flöte auf dem Schulhof gespielt und fotografisch festgehalten.
Am Ende der Woche hatten die Kinder schon einige Erfolge vorzuweisen. Sie hatten vom allerersten Anfang ausgehend Haltung und Tonbildung erlernt, konnten sich im Fünftonraum von g'' bis d''' mit einem ansprechenden Ton bewegen. Vor allem aber waren die Kinder glücklich über die intensive Musikphase und hatten für Johannes Bornmann sogar eine Überraschung vorbereitet: sie hatten eine Katha, einen tibetischen Seidenschal als Zeichen von Dankbarkeit, Ehre und Respekt, besorgt und ihm bei der Verabschiedung umgehängt. Bis zum nächsten Mal werden sich die Kinder überlegen, wer von ihnen ernsthaft weiter auf der Blockflöte spielen möchte. Dann nämlich soll der Unterricht sowohl für den Musiklehrer Lodoe Wangchuck stattfinden als auch in einer Gruppenstärke von maximal drei für die interessierten Kinder.
So ist das Projekt vorerst wieder gesichert und die Reise dafür aus Deutschland macht Freude. Schließlich lässt sich bei der fantastisch schönen Kulisse der Annapurna-Berge vor Pokhara das Flötenprojekt auch mit einem erholsamen Urlaub bestens verbinden.
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