Joseph Rudyard Kipling (1865-1936)
Rudyard Kipling in den USA
Rudyard Kipling wurde in Bombay (Indien) geboren, wo sein Vater zu jener Zeit als Lehrer an einer Kunstschule arbeitete. Mit fünf Jahren kam er nach England, wo er wie viele anglo-indische Kinder bei Pflegeeltern unter strenger Aufsicht aufwuchs. Für Kipling war dies eine dunkle Zeit, die lediglich an den Weihnachtstagen durch Besuche bei Verwandten aufgehellt wurde. 1878 wurde er an einer Militärschule zugelassen. 1882 konnte er wieder nach Indien fahren, wo sein Vater, Lockwood Kipling, inzwischen in Lahore (heute Pakistan) als Leiter einer Kunstschule und des dortigen Museums arbeitete. Die Jahre in England erschienen ihm jetzt als Last, die nun von ihm abzufallen begann.
Rudyard Kipling, Foto von Elliott & Fry Rudyard Kipling 1891, Porträt von John Collier
In Lahore arbeitete Rudyard Kipling zunächst als Redakteur einer örtlichen Zeitung und begann Lyrik und Erzählungen zu schreiben. Ab Mitte der 1880er Jahre bereiste er den indischen Subkontinent. Gleichzeitig wurden seine ersten Bücher erfolgreich. Bis 1888 hatte er bereits sechs Bände mit Kurzgeschichten veröffentlicht. 1889 kehrte er nach England zurück, wo er schnell berühmt wurde durch seine realistischen Erzählungen und seine Gedichte. Sein erster Roman „The Light that Failed“ (Das fahle Licht) erschien 1890. 1892 heiratete er Caroline Balastier, deren Bruder, ein amerikanischer Autor, ein Freund Kiplings war.
Rudyard Kipling, The Jungle Book, First edition, 1894
Gemeinsam mit seiner Frau lebte er in den nächsten vier Jahren in den Vereinigten Staaten, wo er begann, Kinder- und Jugendbücher zu schreiben. Unter anderem entstand hier sein bekanntestes Werk „The Jungle Book“ (Das Dschungelbuch) und „The Second Jungle Book“ (Das zweite Dschungelbuch), die in den Jahren 1894 und 1895 entstanden. Als Rudyard Kipling diese zwei Sammlungen von Kurzgeschichten veröffentlichte, ahnte er nicht, dass er sich gerade mit diesen Texten in die Unsterblichkeit schrieb. Kipling war schnell weltbekannt. Er hatte seine Jugend in Indien hinter sich gelassen und sich als „Barde des British Empire“ einen Namen gemacht, hatte Gedichte und Romane verfasst und die halbe Welt bereist.

Allerdings hatte sich Kipling mit nationalistischen Tönen auch viele Feinde geschaffen. War er als junger Journalist in Indien ein neugieriger, offener Beobachter, wurde er später zu einem vehementen Verteidiger des British Empire, einem selbsternannten „Hüter des imperialen Feuers“, der mit Demokratie und den Freiheitsbestrebungen in den Kolonien nichts anzufangen wusste. Kipling war gleichzeitig weltoffen, jedoch ebenso ideologisch verblendet. Er kannte verschiedene Kulturen, aber hinterfrug nie den Herrschaftsanspruch der Briten.
Kiplings Haus Bateman’s in Burwash, East Sussex
Nach dem ersten Weltkrieg ging seine literarische Popularität zurück, aber schrieb bis in die frühen 1930er Jahre hinein, auch wenn der Erfolg immer mehr ausblieb. Rudyard Kipling starb 1936 im Alter von 70 Jahren und wurde in der „Poet’s Corner“ in Westminster Abbey begraben. Nach dem Tod seiner Frau wurde sein Haus Bateman’s in Burwash, East Sussex, in ein öffentliches Museum umgewandelt.