Die Nepal-Tibet Kriege 1788-1792
Nach dem Tod Prithvi Narayans 1775 übernahm sein damals 23-jähriger Sohn Pratap Singh das Königreich. Doch dessen Regierungzeit währte nur weniger als drei Jahre: nach seinem Tod am 7. November 1777 wurde sein 2-jähriger Sohn Rana Bahadur (* 25. Mai 1775) am 17. November 1777 zum König gekrönt. Die Regierungsgeschäfte übernahmen zunächst Rana Bahadurs Mutter Maharani Rajendra Lakshmi Devi († 13. Juli 1785) und sein Onkel Bahadur Shah († 1795). Der Münz-Konflikt blieb allerdings auch in deren Regierungzeit noch immer ungelöst. Hinzu kamen politische Auseinandersetzungen, da Nepal dem Lama Syamarpa, der mit seinen 14 tibetischen Anhängern aus Tibet nach Nepal fliehen musste, Asyl gewährte. Außerdem wurde bekannt, dass nepalesische Händler in Tibet schikaniert wurden, weshalb Nepal ein nepalisches Handel- und Währungsmonopol auf Tibet abzwingen wollte. Die Streitigkeit sollten zunächst mit friedlichen Mitteln geschlichtet werden, und es wurde eine Delegation nach Tibet gesandt, die von den Tibetern jedoch zurück gewiesen wurde. Die Situation eskalierte und erreichte 1788 seinen ersten Höhepunkt durch mehrere Angriffe Nepals. Kerung und Kuti nahe der tibetischen Grenze wurden bald zentrale Ausgangsorte der nepalesischen Kriegshandlungen. Kaji Balbhadra Shah, unter ihm Amar Singh Thapa, war der wichtigste Befehlshaber der Kerong-Offensive; Shree Krishna Shah und Kaji Dalmodar Pande waren die Kommandeure der Kuti-Offensive. Die Gurkha-Truppen erwiesen sich schon bald als so stark, dass der Dalai Lama zum Schutz seiner Souveränität zunächst Sovan Shahi, den König von Jumla in West-Nepal, bat, gegen die Nepalesische Armee in und um Jumla vor zu gehen, dann sogar den chinesischen Kaiser um militärische Hilfe bat, und schließlich gemeinsam mit dem Panchen Lama ein geheimes Schreiben mit der Bitte um Unterstützung an die „East India Company“ richtete. Der chinesische Kaiser vernahm die Nachricht von der Invasion Nepals in Tibet, und er sandte eine große chinesischen Armee unter dem Kommando von General Chanchu. Diesem war die Situation bereits von den Berichten der tibetischen Lamas bekannt, und er entschied, in Tibet zu bleiben und nicht in die Kampfhandlungen einzugreifen. Als Kaji Dalmodar Pande mit seinen Truppen bereits vor Digarcha stand, waren die Tibeter zu Kompromissen mit Nepal bereit. Am 2. Juni 1789 wurde ein Friedensvertrag in Kerung („Treaty of Kerung“) mit folgenden Bedingungen unterzeichnet: Nepal erhält einen Entschädigung für die während des Kriegs entstandenen Verluste, gibt im Gegenzug aber die im Krieg erworbenen Gebiete zurück und lässt die tibetischen Häftlinge frei; Tibet verpflichtet sich zu einer jährlichen Zahlung von 50.000 Silbermünzen an Nepal. Timure und das Gebiet des heutigen Rasuwa Gadhi waren die wichtigen Stützpunkte im ersten ersten Nepal-Tibet Krieg. Strategisch wichtig waren die Gegend von Syabru Besi (Langtang-Gebiet).
Amar Singh Thapa Abhiman Singh Basnet Kaji Dalmodar Pande
Doch die vereinbarte Summe von 50.000 Silbermünzen wurde nur ein einzigen Mal bezahlt. Schon im folgenden Jahr verweigerte Tibet die Zahlung, was zur Fortsetzung der Kampfhandlungen führte. Bahadur Shah schickte 1791 eine Truppe unter Abhiman Singh Basnet nach Kerung und eine weitere Truppe unter dem Kommando von Dalmodar Pande nach Kuti. Dieser griff Digarcha an und erobert die Schätze des Klosters. Außerdem verhaftete er den Minister von Lhasa, Dhoren Kazi, und kam zurück nach Nepal. 70.000 Soldaten unter der Führung von Tungthyang schickte der chinesische Kaiser nun um Tibet zu verteidigen, wodurch aus dem Nepal-Tibet Krieg im Jahr 1792 ein Nepal-China Krieg entstand. Die Chinesen forderten die Rückgabe der Schätze von Digarcha sowie die Auslieferung des Lama Syamarpa. Als Nepal nicht einwilligte, fielen die Truppen Chinas in Nepal ein. Sie folgten dem Fluss Trisuli und erreichten unter schweren Verlusten auf beiden Seiten Nuwakot (bei Trisuli Bazar).
Noch an zwei weiteren Plätzen zugleich musste Bahadur Shah nun kämpfen: Sikkim im Osten machten Probleme, ebenso wurde weit im Westen der Krieg mit Garhwal fortgesetzt. Darüber hinaus revoltierten die Könige von Achham, Doti und Jumla. So gab es in Kathmandu nur 200 Soldaten, die sich mutig dem chinesischen Heer in Betrawati (7 km nördlich von Trisuli Bazar) entgegen stellten. Doch diese 200 Soldaten griffen in der Nacht zum 19. September 1792 die chinesischen Truppen sogar an, und zwar mit einer List: sie befestigten Fackeln überall an Bäumen und an den Hörnern von Ziegen und anderen Haustieren, die sie in die Richtung des Feindes trieben. Die chinesische Soldaten dachten, sie seien von allen Seiten umzingelt und flohen in wilder Aufruhr; viele wurden dabei gar noch getötet oder verletzt. China erlitt einen schweren Verlust in jener Nacht, und Tungthyang, der Kommandeur der chinesischen Truppen, verlor alle Hoffnung auf einen weiteren Einmarsch in Nepal. Er schickte Vermittler mit einen Vorschlag für einen Vertrag, den Bahadur Shah gerne akzeptierte, denn auch ihm lag an einer freundschaftlichen Beziehungen zu China. Die Hauptpunkte dieses Vertrags von Betrawati im Jahr 1792 waren:
1. Nepal und Tibet akzeptieren die Oberhoheit Chinas, 2. die Regierung von Tibet zahlt eine Entschädigung an nepalesische Händler, deren Eigentum in Lhasa geplündert wurde, 3. Nepalesische Bürger haben das Recht, Tibet und China zu besuchen und dort überall Handel zu treiben, 4. bei Streitigkeiten zwischen Nepal und Tibet wird China auf Wunsch eines der beiden Länder intervenieren, um den Streit zu schlichten. Dafür verlangt China aber auch einen Tribut von Nepal und Tibet, der alle fünf Jahre zu leisten ist. Im Gegenzug wollte China Freundschaftsgeschenke an beide Länder schicken. Die Überbringer des Tributs sollen als besondere Gäste des Landes behandelt werden, denen jede Hilfe zu gewährleisten ist.

Die Hauptleidtragenden dieses Konfliktes aber waren die Tibeter. Die Chinesen ließen damals eine starke Garnison in Tibet zurück und behandelten Tibet als einen chinesischen Vasallenstaat. Aus diesen kriegerischen Auseinandersetzungen mit Nepal leitet China heute das Recht ab, Tibet als „Autonome Region“ der Volksrepublik China zu verwalten.