Kalender und Zeitrechnung in Nepal
Folgende Kalender waren und sind in Nepal in Gebrauch:

• Der Manadeva Sambat-Kalender geht auf den Licchavi-König Manadeva I (464-505) zurück
• Der Shakya Sambat-Kalender wurde seit 77/78 AD insbesondere für astrologische Berechnungen genutzt
• Der Nepal Sambat-Kalender wurde durch königliches Dekret im Jahr 879 christlicher Zeitrechnung eingeführt
• Der Bikram Sambat-Kalender wurde 1903 AD von Maharaja Chandra Shumsher Rana als offizieller Kalender Nepals festgelegt
• Der tibetische Bot Gyalo-Kalender wird von eingewanderten Tibetern und tibetstämmigen Grenzvölkern benutzt
• Außerdem existiert eine buddhistische Zeitrechnung, die mit dem Eintritt Buddhas ins Nirwana beginnt
Neben dem heute verbreiteten Gregorianischen Kalender ist der Bikram Sambat-Kalender ist der offizielle Kalender Nepals. In früheren Zeiten war der Manadeva Sambat-Kalender bis 879 AD in Gebrauch sowie von 879 bis 1903 AD der Shakya Sambat-Kalender. Der Volksstamm der Newar benutzt darüber hinaus noch heute den Nepal Sambat-Kalender.
Der Manadeva Sambat-Kalender
Die älteste in Nepal überlieferte Inschrift berichtet von den Eroberungszügen des Licchavi-Königs Manadeva I (464-505). Sie bedeckt drei Seiten eines Gedenkpfeilers, der vor dem Westportal des dem Gott Vishnu geweihten Tempels in Changu Narayan steht. Die Schrift wurde im Jahr 464 eingraviert, also im Jahr des Herrschaftsantrittes dieses Königs. Auf den Namen dieses Königs geht der Manadeva Sambat-Kalender zurück, der bis 20. Oktober 879 AD Gültigkeit hatte.
Der Shakya Sambat-Kalender
Dieses Jahr 879 christlicher Zeitrechnung, dem Jahr der Ablösung des alten Manadeva Sambat-Kalenders, fällt zusammen mit dem Jahr 802 des Shakya Sambat-Kalenders, der insbesondere von den Astrologen für ihre Berechnungen genutzt wurde. Diese Zeitrechnung beginnt mit der Thronbesteigung von König Salivahan im Jahre 77/78 AD. Die Jahreszählung des Shakya Sambat-Kalenders liegt daher gegenüber unserer Zeitrechnung um 77-78 Jahre zurück.
Der Shakya Sambat-Kalenders bei geprägten Münzen:
[König Prithvi Narayan Shah (1769-1775) bis König Prithvi Bir Bikram Shah (1881-1911)]
Der Nepal Sambat-Kalender
Am 20. Oktober 879 AD wurde durch ein königliches Dekret der Nepal Sambat-Kalender eingeführt. Zu dieser Zeit regierten die Malla-Könige Raghav Dev in Kantipur (Kathamandu) und Anand Malla in Bhatgaon (Bhaktapur). Als Begründer der neue Zeitrechnung gilt der Händler Sankhadhar Shakhwah. Nach der Legende hatte sich Sand, den er gekauft hatte, in Gold verwandelt. Mit diesem unerwarteten Gold linderte er viel Not und beglich für die Menschen im Land deren Schulden, so dass eine neue Zeit der Schuldenfreiheit begann. Sankhadhar Shakhwah wird heute zu den nationalen Helden gerechnet. Am 20. Oktober 879 AD begann der Nepal Sambat-Kalender mit dem Jahr 1. Die Umrechnung zur christlichen Zeitrechnung geschieht also durch Subtraktion von etwa 879 Jahren. Das Jahr 2008 AD = 2008 - 879 = das Jahr 1129 NS (Nepal Sambat).

Ein Monat dieses Kalenders teilt sich in zwei Hälften:

„Sukla Pakshya“ („Sudi“) bezeichnet die (hellen) vierzehn Tage des zunehmenden Mondes nach Neumond (Amavasya), kulminiert an Vollmond (Purnima). „Sukla“ steht im Sanskrit für „hell“. „Sukla Pakshya“ wird als Glück verheißend bezeichnet, da der Mond in dieser Zeit heller wird.

„Krishna Pakshya“ („Badi“) bezeichnet die (dunklen) vierzehn Tage des abnehmenden Mondes nach Vollmond (Purnima), kulminiert an Neumond (Amavasya). „Krishna“ steht im Sanskrit für „dunkel“. „Krishna Pakshya“ wird als unheilvoll bezeichnet, da der Mond in dieser Zeit Licht verliert.

Der Nepal Sambat-Kalender wurde in der Thakuri-Zeit (bis Ende des 14. Jhd.), der Malla-Periode (1482-1769), zu Beginn der Shah-Könige (1769-1846) sowie in der Zeit der Maharajas (ab 1846) bis zum Jahr 1903 AD (1960 Bikram Sambat) offiziell benutzt. Im Jahr 1903 AD (1960 BS ) ersetzte Maharaja Chandra Shumsher Rana (1901-1929) den bis zu diesem Zeitpunkt gültigen Nepal Sambat-Kalender durch den Bikram Sambat-Kalender als offiziellen Kalender.
Gregorianischer und Bikram Sambat-Kalender
Der Bikram Sambat-Kalender
Die Zählung des Bikram Sambat-Kalenders geht zurück auf König Bikramaditya Samvat. Dieser errang 57 v. Chr. einen entscheidenden Sieg über den König von Ujjayini und etablierte seine Herrschaft. Das Jahr der Kalenderreform 879 AD entspricht also dem Jahr 936 des Bikram Sambat-Kalenders. Dieser ist ein Sonnenkalender, die religiösen Feiertage werden aber nach den Mondphasen festgelegt. Die meisten Feste Nepals wie Dashain, Tihar, Shivaratri etc. werden heute noch nach dem Mondkalender Nepal Sambat berechnet und gefeiert. Ein neuer Monat des Bikram Sambat-Kalenders beginnt mit dem Tag nach Neumond (Paru). Die erste Monatshälfte von Paru bis Vollmond (Purnima) wird „Tho“, genannt, die zweite Monatshälfte „Ga“. Jeder Monat ist also in zwei Hälften gegliedert.Die Zeitangaben des Bikram Sambat (B.S.) werden in unsere Zeitrechnung umgerechnet, indem man von dem B.S.-Datum 56 Jahre, 8 Monate und etwa 17 Tage abzieht. Bei der Umrechnung ist zu beachten, dass das B.S.-Datum in der Reihenfolge Jahr-Monat-Tag dargestellt wird, wobei die beiden ersten Ziffern der Jahresangabe normalerweise wegfallen. Bei der Subtraktion müssen ggf. ein Jahr in zwölf Monate und ein Monat in 30 Tage umgewandelt werden.

Eine B.S.-Zeitangabe würde beispielsweise so umgerechnet:
08/1/6 = 2008/1/6 = 2007/13/6 = 2007/12/36 abzüglich 56/8/17 ergibt den 19. April 1951.

In Dokumenten wurden Zeitangaben des Bikram Sambat-Kalenders oft mit den Einteilungen der Monatshälften nach „Sukla Pakshya“ (hellen Tagen) und „Krishna Pakshya“ (dunklenTagen) des Nepal Sambat-Kalender vermischt:
Der Bikram Sambat-Kalender ist der derzeit offizielle Kalender in Nepal. Neben der christlichen Zeitrechnung des Gregorianischen Kalenders findet er hauptsächlich im öffentlichen Dienst, in Zeitung und in Regierungsangelegenheiten Verwendung. Der Bikram Sambat-Kalender in Nepal beginnt mit dem ersten Tag des Monats „Baishakh“ (Mitte April). Die Woche hat 7 Tage, die nach Sonne, Mond und den Planeten benannt sind. Ruhetag ist der Samstag.
Bisket-Yatra - Neujahrsfeier von Bhaktapur an Baishakh 1 (Mitte April)
Die 12 Monate heißen:
• Baishakh (April - Mai)
• Jyestha (Mai - Juni)
• Ashada (Juni - Juli)
• Shravan (Juli - August)
• Bhadra (August - September)
• Ashvin oder Ashoj (September - Oktober)
• Kartik (Oktober - November)
• Mangsir (November - Dezember)
• Poush (Dezember - Januar)
• Magh (Januar - Februar)
• Phalgun (Februar - März)
• Caitra (März - April)
Die 7 Wochentage heißen:
• Somabar (Tag des Mondes) = Montag
• Mangalbar (Tag des Mars) = Dienstag
• Budhabar (Tag des Merkur) = Mittwoch
• Brihapatibar, Bihibar (Tag des Jupiter) = Donnerstag
• Sukrabar (Tag der Venus) = Freitag
• Shanisharbar (Tag des Saturn) = Samstag
• Aityabar (Tag der Sonne) = Sonntag
Der Shakya Sambat-Kalenders bei geprägten Münzen:
[König Tribhuvan Bir Bikram Shah (1911-1955) bis einschließlich zur Republik Nepal]
Silbermünze (1 Rupee) von König Tribhuvan Bir Bikram Shah, 1991 nach dem Bikram Sambat-Kalender = 1934/35 AD
Tibetischer Kalender
Der tibetische Bot Gyalo-Kalender
Den alten tibetischen Aufzeichnungen zufolge wurden bereits während der Yarlung-Dynastie der Tierkreiszeichen-Kalender verwendet und die Jahre nach den 12 Tierkreiszeichen benannt. Alle 12 Jahre war ein Zyklus vollendet. Im Jahre 1026 wurde die jetzt noch gültige Kalenderberechnung „Bot Gyalo“ festgelegt. Nützliche Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/Tibetischer_Kalender
http://www.tibet-encyclopaedia.de/kalender.html
http://www.tibet-encyclopaedia.de/sechzigjahreszyklen.html
http://www.tibet-encyclopaedia.de/zeitmasse.html

In dieser Kalenderberechnung werden die Jahre nach den 12 Tierkreiszeichen - Ratte, Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Huhn, Hund und Schwein - in Kombination mit den fünf Elementen - Gold, Holz, Wasser, Feuer und Erde - sowie nach Yin und Yang bezeichnet. Die fünf Elemente bilden zusammen mit Yin und Yang je zehn Paare, die dann mit den 12 Tierkreiszeichen je fünfmal zusammen stehen und so einen Kreis bilden. Ein solcher Kreis durchläuft also 60 Jahre, danach beginnt ein neuer 60-jähriger Zyklus. Das Jahr 2008 des gregorianischen Kalenders entspricht nach dem tibetischen Kalender der Kombination Yang-Erde-Ratte. Diese Art der Jahreszählung ist dem chinesischen Mondkalender als Resultat eines Kulturaustauschs sehr ähnlich. Doch es gibt es Unterschiede in der Zeitrechnung. Der tibetische Kalender legt fest, dass ein Jahr 12 Monate, ein großer Monat 30 Tage und ein kleiner Monat 29 Tage hat. Man fügt deshalb alle zweieinhalb bis drei Jahre einen Schaltmonat ein, um die Monate mit den Jahreszeiten in Übereinstimmung zu bringen. Die Monate haben keinen speziellen Namen. Der erste Monat eines Jahres beginnt mit einem Vollmond im Februar/März. Dieser Neujahrstag heißt Losar und wird von den Tibetern als Neujahr gefeiert.