Der Britisch-Nepalische Krieg 1814-1816
Die „British East India Company“

Seit dem Sieg über die spanische Flotte, der „Armada“, im Jahre 1588 unter Königin Elizabeth I (1533-1603) nahm der englische Handel großen Aufschwung. Der Kontakt zum Festland befruchtete in England das kulturelle und das Geistesleben im späten 16. Jahrhundert, im sog. Elisabethanischen Zeitalter (Shakespeare usw.). Doch auch der interkontinentale Handel sollte durch die nun erschlossenen Seewege aufblühen. Am 31. Dezember 1600 stellte Königin Elisabeth verschiedenen reichen Londoner Kaufleuten einen Freibrief aus, in dem diesen zugestanden wurde, Handel zwischen dem Kap der guten Hoffnung und der Magellan-Straße abzuwickeln. Hieraus entstand die „British East India Company“, die für den Handel mit Indien und Ostasien privilegiert war. Die ersten Schiffe verließen England 1602.
Wappen der British East India Company
Bald schon wurden hohe Gewinne der Kompanie in Indien gemeldet, was James I (1566-1625) veranlasste, weiteren britischen Handelsgesellschaften Lizenzen zu erteilen und 1609 den Freibrief der Kompanie für unbestimmte Zeit zu erneuern. Eine Vereinbarung mit dem indischen Mogulreich erwirkte das Recht, Handelsstationen an der Westküste von Indien einzurichten. Doch erst nach dem Sieg über die widerstrebenden Portugiesen im Jahre 1612 und über die Holländer im Jahr 1640 konnte die Kompanie dieses Privileg ausüben.

1657 erneuerte Oliver Cromwell den Freibrief von 1609 und kurz darauf bestätigte Charles II (1630-1685) am 3. April 1661 die früheren Privilegien der Kompanie und verlieh der Kompanie darüber hinaus auch die Zivilgerichtsbarkeit, die Militärgewalt und das Recht, mit den „Ungläubigen“ in Indien Krieg zu führen und Frieden zu schließen. Um das Jahr 1670 stattete König James II (1633-1701) sie mit den Rechten aus, selbständig Territorien zu erwerben, Münzen zu schlagen, Festungen zu bauen, Truppen zu befehligen, Bündnisse einzugehen, Krieg zu erklären, Frieden zu schließen und sowohl Zivil- als auch Strafgerichtsbarkeit in den erworbenen Gebieten auszuüben.

Zeitweilig war die Kompanie von konkurrierenden Handelsunternehmen, anderen imperialen Mächten oder feindlich gesinnten einheimischen Herrschern umgeben und hatte einen wachsenden Bedarf an militärischem Schutz. Mit ihrer Freiheit, militärischen Angelegenheiten selbst regeln zu dürfen, konnte sie ab 1680 ihre eigenen Streitkräfte aufstellen, die sie hauptsächlich aus der einheimischen Bevölkerung rekrutierte. Schon bald besaß sie in den riesigen Gebieten von Bengalen, Madras und Bombay, die sie verwaltete, eine vortreffliche und ehrfurchtgebietende militärische Schlagkraft.

Zu dieser Zeit wurden Großbritannien und Frankreich zu erbitterten Rivalen; immer wieder kam es zu Gefechten um die Kontrolle ihrer kolonialen Erwerbungen. Diese Streitigkeiten mündeten schließlich in den Siebenjährige Krieg zwischen 1756 und 1763, der auf dem indischen Subkontinent zwischen den Truppen der „British East India Company“ und französischen Streitkräften durchgeführt wurde. Robert Clive, der Generalgouverneur von Indien, führte die Briten zu einem bemerkenswerten Sieg gegen die französischen Streitkräfte. Durch den Vertrag von Paris (1763) wurden die Franzosen gezwungen, ihren Handel durch kleine Enklaven in Pondicherry, Mahé, Karaikal, Yanam und Chandernagor ohne militärische Präsenz abzuwickeln. Die „British East India Company“ aber konnte nach diesem kolossalen Sieg ihrer disziplinierten und erfahrenen Armee ihren Einfluss weiter ausdehnen.

Widerstand gab es jedoch von verschiedenen einheimischen Herrschern, doch Robert Clive konnte nach einigen Kämpfen die Verwaltungsrechte über Bengalen, Bihar und Orissa gewinnen. So wurde Clive zum ersten britischen Gouverneur von Bengalen. Doch obwohl die „British East India Company“ bei der Unterwerfung widerspenstiger Staaten immer mutiger und ehrgeiziger vorging, wurde es von Tag zu Tag schwieriger, die riesigen neu erworbenen Gebiete zu verwalten. Dazu kamen Probleme wie die Hungersnot von Bengalen, bei der ein Sechstel der einheimischen Bevölkerung ums Leben kam oder die enormen Ausgaben für Militär und Verwaltung in Bengalen, die gerade zu einer Zeit kamen, als in ganz Europa wirtschaftliche Stagnation und Depression herrschte, ausgelöst durch die Folgen der industriellen Revolution. Die „British East India Company“ wurde wegen der wachsenden Betriebskosten durch den „Regulating Act for India“ 1773 gezwungen, sich verschiedenen Reformen der Verwaltung und der Wirtschaftlichkeit zu unterziehen. Gesetze zur Kontrolle durch die Regierung wurden verabschiedet. Das Land wurde formal der Krone unterstellt.
Kupfermünze der Britischen Ostindien-Kompanie („East India Company“)
Unter diesen Bedingungen wurde Warren Hastings, seit 1772 Gouverneur von Bengalen, schon 1773 in den Rang eines ersten Generalgouverneur von Ostindien erhoben, dem nun die Verwaltung von ganz Britisch-Indien unterstand. So wurde Warren Hastings zum ersten Generalgouverneur von Indien mit der Macht über Krieg und Frieden. Der Ostindien-Kompanie wurde wohl erlaubt, ihr Handelsmonopol zu behalten. Im Gegenzug musste sie jedoch alle zwei Jahre einen Betrag an die Krone leisten und sich verpflichten, ein Minimum an Waren nach England zu exportieren. Auch die Verwaltungskosten mussten jetzt durch die Kompanie selbst aufgebracht werden. Diese Bedingungen, die zunächst von der Kompanie begrüßt wurden, hatten ein leidiges Nachspiel. Der Kompanie waren jährliche Lasten auferlegt, und durch die jährlichen Abgaben verschlechterte sich die finanzielle Situation der Kompanie anhaltend.
Kupfermünzen der „East India Company“ Silbermünzen der „East India Company“
Hastings wandte sich vom System seines Vorgängers Robert Clive ab, der die einheimischen Herrscher in ihren Ämtern gelassen hatte. Unter ihm übernahm die Kompanie unmittelbar die Kontrolle über Britisch-Indien. So konnte er sich schließlich das gesamte südliche Indien mit Ausnahme der französischen Enklaven und einiger unbedeutender einheimischer Herrscher, Westindien sowie Ostindien sichern. Die letzten Überreste lokaler Verwaltungen waren auf die nördlichen Regionen um Delhi, „Oudh“, Rajputana und Punjab begrenzt. Durch die Übernahme der Ländereien „Oudh“ des „Nawab of Avadh“ im heutigen Uttar Pradesh durch die „British East India Company“ kam die Briten allerdings in die Region von Gorakhpur südlich von Palpa, dem letzten noch unabhängigen Gebiet innerhalb des Gorkha-Regimes.
Britisch-Nepalischer Krieg (1814-1816), Briefe von Amar Singh Thapa
Briefe von Amar Singh Thapa an König Girbanyudha Bir Bikram Shah
1806 schickte Bhimsen Thapa Truppen unter dem Kommando seines Vaters Amar Singh Thapa nach Palpa und konnte endlich diesen letzten unabhängigen Staat der „Chaubisi Rajya“ einnehmen. Der König von Palpa wurde verdächtigt, mit den Briten gemeinsame Sache zu machen, was zu seiner Verhaftung und schließlich Ermordung durch die Gurkhas führte. Amar Singh Thapa wurde Gouverneur von Palpa und übernahm zugleich Butwal in das Königreich Nepal. Während die Gurkhas schon zuvor ihr Reich von Sikkim im Osten bis Kumaon und Garhwal im Westen ausgedehnt hatten, kamen sie im Süden durch die Übernahme von Palpa in die Region von Gorakhpur nun ihrerseits in die Nähe der Briten.

Dies jedoch war nicht im Sinne der „British East India Company“, die sich bereits auf einen Krieg gegen das in ihren Augen übermächtig gewachsene Königreich Nepal vorbereitete. Denn schon lange gab die ungenau festgelegte Grenze zwischen Indien und Nepal Anlass zu Streitigkeiten. Nachdem Richard Wellesley, 1797 bis 1805 Generalgouverneur der „British East India Company“, die britische Herrschaft in Indien zu einem Empire ausdehnte, kündigte man unter Gilbert Elliot-Murray-Kynynmound, der 1806 zum Generalgouverneur von Britisch-Indien ernannt wurde, an, die umstrittenen Gebiete auch mit Gewalt zu besetzen. Als Francis Hastings 1813 das Amt des Generalgouverneurs übernahm, wurde diese Drohung schließlich wahr gemacht.
Die „East India Company“ hatte ihre koloniale Herrschaft auf dem gesamten indischen Subkontinent bis zum Ende des 18. Jahrhunderts fest etabliert. Da konnte auch Nepal nicht verschont bleiben. Insofern kam es den Briten gelegen, zur Ausweitung und Festigung ihres Reichs mit diesem Krieg gleichzeitig die Expansionsabsichten der Gurkhas zu stoppen. Von besonderer Bedeutung waren die inzwischen zu Nepal gehörenden Bergstationen wie Dehradun, Kumaon, Simla oder Darjeeling. Noch wichtiger aber war die Möglichkeit des Handels mit Tibet, der nur auf dem Weg durch die Gebiete Nepals möglich war. Noch zu Zeiten der Malla-Könige waren die Briten in Nepal willkommen, doch Prithvi Narayan Shah, der nach Unterwerfung sämtlicher Kleinstaaten im Kathmandu-Tal im Jahr 1768 zum ersten Herrscher des noch heute existierenden Staates Nepal geworden war, sah in ihnen ein Hindernis, sein neues Reich zu festigen und wies sie aus. Die letzten britischen Soldaten unter dem Kommando von General Kinloch wurde durch die Armee von Prithvi Narayan Shah im Sindhuli-Gebiet (heute Distrikt in der Zone Janakpur) im Jahre 1765 geschlagen. In der Zeit der Regierung Bahadur Shahs († 1795), der ab1777 zunächst die Regierungsgeschäfte für seinen damals 2-jährigen Neffen König Rana Bahadur Shah zusammen mit dessen Mutter Maharani Rajendra Lakshmi Devi († 13. Juli 1785) übernahm, stellten die Briten einen Antrag, die Handelswege nach Tibet benutzen zu dürfen, der von Bahadur Shah jedoch abgelehnt wurde. Später, als Bahadur Shah im indischen Exil lebte, schloss im Jahre 1801 Dalmodar Pande zwar einen Handelsvertrag mit den Briten, allerdings ohne Gewinn für die Briten bezüglich des Handels mit Tibet. So liegt es nahe zu vermuten, dass der Krieg gegen Nepal aus wirtschaftlichen und politischen Interessen durchaus schon längerfristig geplant war. Und immerhin wurde 1816 nach dem „Vertrag von Segauli“ („Segauli Treaty“), das Königreich Nepal gezwungen, sowohl etwa ein Drittel seines Territoriums an die „East India Company“ abzutreten als auch eine britische Residenz in Kathmandu als Beobachter der politischen und wirtschaftlichen Geschehnisse hinzunehmen.
Warren Hastings Colley-Wellesley Elliot-Murray Rawdon-Hastings
Vorbereitung des Kriegs

Schon während der Regierungszeit von Girbanyudha Bikram Shah (1799-1816) erwägte die britische Regierung eine Besetzung des Terai in Südnepal, und es überraschte nicht, dass Lord Hastings, der General-Gouverneur der „East India Company“, von den Gurkhas verlangte, Butwal, Shiv Raj und weitere 22 Dörfer zu verlassen.

Im Königspalast in Kathmandu wurde die Situation besprochen. Amar Singh Thapa erklärte, die Briten würden versuchen, sich zur Stärkung ihrer Macht mit den gerade übernommenen kleineren Königreichen in den Bergen zu verbünden. Doch Bhimsen Thapa sah trotz der Überlegenheit der modernen britischen Waffen die Vorteile, im gebirgigen Gelände zu kämpfen, auf nepalesischer Seite: sowohl unsere Berge als auch die Schnelligkeit und Stärke unserer Kämpfer sind Gottes Geschenke und daher von den Briten nicht besiegbar. Ihm war klar, dass der Krieg nun unvermeidlich sein würde; und tatsächlich befahl Lord Hastings die Besetzung dieser Ortschaften. Der Gouverneur von Palpa, Kazi Amar Singh Thapa, wartete zunächst auf eine Order aus Kathmandu. Diese kam dann auch einige Tage später mit dem Befehl, die britischen Truppen anzugreifen. Nachdem 18 britische Soldaten getötet waren, flüchteten die restlichen Briten vom Schlachtfeld, worauf Lord Hastings den Krieg gegen Nepal offiziell erklärte.

Die Kriegserklärung wurde noch im selben Jahr am 1. November 1814 gemacht, obwohl die britische Invasion ja schon vorher begonnen hatte. Mit insgesamt 23.500 Soldaten, gut ausgerüstet mit Kanonen und Gewehren, zogen die britischen Truppen nun in den Kampf gegen die Gurkhas. Später wurde die britische Armee sogar noch durch weitere 26.000 Soldaten verstärkt. Dagegen kämpften 12.000 Gurkha-Soldaten unter dem Kommando von Kazi Amar Singh Thapa und Balabhadra Kunwar.
Karte der Kriegsschauplätze
Schauplätze des Kriegs
Lord Hastings, der General-Gouverneur der „East India Company“, erstellt einen Plan, Nepal mit 5 Divisionen an 5 Plätzen anzugreifen.

• Die „Schlacht von Gadwan“ und die „Schlacht von Deuthal“
Die erste Division unterstand General David Ochterlony. Sie sollte mit 6.000 Männern und 16 Kanonen von Ludhiana aus im westlichsten Teil von Nepal einfallen und kämpfte gegen Amar Singh Thapas und
Sardar Bhakti Thapas Truppen.

• Die „Schlacht von Nalapani“ und die „Schlacht von Jaithak“
Die zweite Division, unter dem Kommando von Major-General Robert Gillespie, sollte von Saharanpur aus (heute Uttar Pradesh) nach Dehradun, Garhwal und Srinagar vordringen. Diese Truppe bestand aus mehr als 3.500 Soldaten und traf auf
Balbhadra Kunwar.
Balbhadra Kunwar auf dem Schlachtfeld
• Die „Schlacht von Jitgadh“
Die dritte Division wurde von Major-General John Sullivan Wood kommandiert und bestand aus 4.000 Soldaten. Sie wurde bei Gorakhpur aufgestellt um Palpa anzugreifen. Sie traf auf
Ujir Singh Thapa.

• Die „Schlacht von Parsa“
Major-General Bennet Morley sollte mit 8.000 Soldaten der vierten Division und 26 Kanonen über Makwanpur nach Kathmandu vorzudringen. Sie trafen auf
nepalesischen Soldaten, die Rana Bir Singh Thapa unterstanden.

• Die fünfte Division unter Major-General Barre Laitor bestand aus 2.000 Soldaten und sollte von Purnea aus Biratnagar angreifen. Sie hatte außerdem den Auftrag, über Sikkim von Osten aus nach Nepal einzufallen.
Gurkha-Soldaten
Mit deutlicher zahlenmäßiger Übermacht fielen die Truppen der „East India Company“ fast gleichzeitig mit ihren überlegenen Waffen in Nepal ein. Doch die Gurkhas schlugen sich tapfer und fügten der britischen Armee - vor allem mit ihren gefürchteten „Kukris“ großen Schaden zu. Sie kämpften lange mit aller Kraft für ihr Land bis die letzten Gorkha-Soldaten keine Alternative mehr hatten und sich von den Schlachtfeldern zurückzogen.
Dalmodar Pande Amar Singh Thapa Bhakti Thapa Balbhadra Kunwar
Der erste „Vertrag von Segauli“ - the „Treaty of Segauli“

Im Mai 1815 begannen Friedensverhandlungen, zu denen von nepalischer Seite der oberste Priester Raj Guru Gajaraj Mishra und Chandra Shekhar Upadhya gesendet wurden. Die Verhandlungen führten zunächst zu einem ersten Vertrag, der zugunsten der „East India Company“ abgeschlossen wurde. Sollten die Gurkhas doch sämtliche Gebiete der südnepalesischen Tiefebene zusammen mit den Gebieten westlich des Flusses Mahakali sowie östlich des Flusses Mechi an die „East India Company“ abtreten. Im Gegenzug enthielt der Vertrag die Zahlung einer jährlichen Entschädigung für nepalesische Herrscher, die durch die Abtretung ihrer Gebiete Verluste hinnehmen mussten.
Inhalte des ersten „Vertrags von Segauli“
Landkarte der letzten Gefechte
Da Nepal diese Bedingungen nicht akzeptierten wollte, drohte General Ochterlony mit einer neuen Atacke gegen die Täler Rapti, Makwanpur, Bagmati. Bhimsen Thapa unterbreitete daraufhin den Vorschlag, die Abtretung der Terai-Gebiete gegen einen Barausgleich an Lieutenant Colonel Paris Bradshaw, dem Zeichnungsbevollmächtigten der „East India Company“, zu ersetzen. Doch Bradshaw bestand darauf, dass der Vertragsentwurf zuerst akzeptiert und ratifiziert werden müsse. Daraufhin begann die Armee der „East India Company“ mit offensiven Angriffen an verschiedenen Plätzen Nepals. Im Februar 1816 eroberten sie Makwanpur und stellten sich zu einer direkten Bedrohung der Hauptstadt Kathmandu auf. Durch diese Bedrohung sah sich Nepal verpflichtet, den Vorschlag eines zweiten Entwurfs des „Treaty of Segauli“ zu akzeptieren. Dieser wurde von Guru Gajaraj Mishra und Chandra Sekher Upadhyaya für den König Nepals und von Lt. Col. Paris Bradshaw für Britisch Indien unterschrieben. Diese Verträge wurden am 4. März 1816 in Makawanpur von Chandra Sekher Upadhyaya und von General David Ochterlony für Britisch Indien ausgetauscht. Der jetzt gültige Vertrag würde vermutlich mit dem unten abgebildeten Brief nach Kathmandu gebracht und Bhimsen Thapa zugestellt, der ihn am 13. März 1816 erhielt.
Treaty of Segauli
David Ochterlony Letter sent by Edward Gardner Edward Gardner
Brief vom 22. Februar 1816 mit dem korrigierten Entwurf für den „Vertrag von Segauli“
Der endgültige „Vertrag von Segauli“ - the „Treaty of Segauli“

Demnach musste Nepal Sikkim im Osten sowie Teile des Terai im Süden und die Gebiete Kumaon, Garhwal und Sirmur im Westen an Indien abgeben. Die heute noch geltenden Landesgrenzen Nepals fanden in diesem Vertrag ihren Urprung. Die schlimmste Niederlage für die Nepalis lag jedoch darin, dass sie eine britischen Residenz in Kathmandu als Beobachter hinnehmen mussten. Edward Gardner wurde der erste Resident nach dem Krieg. Der neue „Vertrags von Segauli“ („Segauli Treaty“) sollte ein Vertrag des Friedens und der Freundschaft zwischen Nepal und der „East India Company“ werden. Er berücksichtigte den Einspruch der nepalischen Regierung gegen den ersten Vertragsentwurf und erhielt jetzt eine geänderte Fassung, in der Nepal die Ländereien des Terai vom Fluss Mechi im Osten bis zum Mahakali im Westen zugesprochen wurde. Dagegen wurde die Zahlung einer jährlichen Entschädigung aufgehoben.
Die endgültigen Landesgrenzen nach dem „Vertrag von Segauli“
Kritische nepalesische Stimmen heute betonen, ein Vertrag sei ein grundlegendes Dokument mit einer Vereinbarung zwischen souveränen Staaten mit dem Hauptzweck, Frieden und Stabilität zwischen den Staaten zu sichern. Ein solcher Vertrag müsse durch freiwillige Zustimmung beider Vertragsparteien ohne Androhung oder Anwendung von Gewalt abgeschlossen werden. Die „East India Company“ hätte aber den König von Nepal bedroht und Gewalt angewendet mit dem Ziel der Anerkennung und Ratifizierung des „Vertrags von Segauli“, um die Besetzung der zuvor nepalesischen Gebieten zu legitimieren. Es wären also die anerkannten Normen der zivilisierten Nationen bei dem Zustandekommen des Vertrags misachtet worden, der „Vertrags von Segauli“ sei damit als erzwungenes Dokument ungültig.

Nepal und Indien haben inzwischen einen Friedens- und Freundschaftsvertrag am 31. Juli 1950 abgeschlossen. Artikel 8 dieses Vertrags erklärt, dass dieser neue Vertrag alle früheren Verträge, Vereinbarungen und Verpflichtungen annulliert, die im Namen Indiens zwischen der britischen Regierung und der Regierung von Nepal abgeschlossen wurden. Es sei offensichtlich, dass die Briten nepalische Gebiete erobert und besetzt hätten, um das indische Kolonialreich zu erweitern. Die Besetzung der nepalesischen Gebiete durch Britisch-Indien würden von der Republik Indien aufgehoben.